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Poetry

Keksgala

oder: Der Morgen aus der Sicht eines Krümelmonsters

Ich wache auf und freue mich, denn heute ist mein Tag. Ein Freund hat mich zur legendären Keksgala eingeladen und ich muss glaube ich nicht erwähnen, wie sehr gerade ich mich darüber freue.

Ich gebe zu, dass man es mir in keinem Fall ansieht, dass ich eigentlich ein Undercover-Krümelmonster bin, aber in meinem Herzen und mit dem Magen bin ich eines.

Ich mag krümeln, also erstmal Kekse und produziere Krümel, was das Kekserlebnis überhaupt zu dem macht was es ist.
Was gibt es Schöneres, als wenn sich schmelzende Schokolade mit Kekskrümeln ein Contest in deinem Mund liefert um den ultimativen Genuss? Ich bin begeistert. Nichts anders würde ich behaupten. Allein der Gedanke an Kekse in allen Variationen lässt mir das Wasser verführerisch im Mund zusammenlaufen.

Der einzige Nachteil den das Undercoversein mit sich bringt ist die Tatsache nicht auffallen zu wollen. Das geht natürlich ins Geld, denn der Beitrag im Fittnessklub knabbert unerbittlich an meinem Keksbudget. Trotzdem: Ich kann mich zufrieden nennen, ja geradezu glücklich.

Und jetzt entschuldigt mich, es gibt Früh… *knusper* *schleck* *schluck* und ja ich liebe Frühstück, denn es läutet mein gutes Tagesgefühl wunderbar ein… und -nicht zu vergessen – die Keksgala heute Abend.
Kann das Leben schöner sein?

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Poetry Worte

Sie wollen leben, diese Worte.

Die Wörter die ich wähle formieren sich.

Sie tanzen miteinander, begegnen einander und freuen sich frei zu sein.

Meine Hand gleitet im Takt über erhabene Buchstaben.

Es kommt nur auf den richtigen Rhythmus an, sage ich mir.

Die Tasten frohlocken unter der Berührung meiner Finger,
mein Computer zeichnet die Lettern fröhlich mir vor Augen.

Langsam denke ich darüber nach was ich übers Schreiben schreibe.

Metaebene
schiebt sich über
Metaebene,
doch der Text entsteht
tatsächlich,
wird real,
transformiert
aus der Gedankenwelt
in unsere Welt.

Schreiben ist der Beweis, dass es diese Gedanken wirklich gibt.

Sie entstehen und fangen an zu leben.

Sie wollen leben, diese Worte.

Und mit diesen Worten lebe ich!
Fange an zu spüren, dass Worte Kraft besitzen.

Die Wirkung welche die selbst ersonnenen Worte entfalten fühlt sich fast an wie ein Dialog der Seele.

Wie mag das auf Menschen wirken?

Und doch bin ich mir sicher, dass dieser Text nicht nur mit meiner Seele spricht.

Ich bin erfreut, was will ich mehr?

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Poetry

Die Stadt war Menschenleer

Sichtlich erleichtert schlich er durch die menschenleeren Straßen seiner verlassenen Heimatstadt. Nirgend woanders konnte man zwischen dem Schwarz der Nacht und dem Licht des Tages diesen Unterschied feststellen. Die trapezförmigen Silhouetten langgestreckter Limousinen, die den Fluchtlinien folgend das Sichtfeld verließen, hoben sich ab von der schlafenden Stadt.

Stapfenden Schrittes zermatschte der Schnee unter seinen Füßen. Die Herde emsig schneeschippender deutscher Kleinstädter hatte die Gehwege so weit freigeräumt, dass nur der Gang jenseits der Fußwege die Freude am Schnee aufrecht zu halten im Stande war – als Kontrastprogramm zur Freude über freigeräumte und unvereiste Gehwege.

Er hielt inne. Die Stadt war menschenleer. Es schien ihm zu gefallen.

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Poetry

DER Text

Der Text kam und nahm sich das, was andere Texte niemals sagten und sagte es aus. Dieser Text feuert aus allen textuell rhetorischen Registern. Es ist die reine Freude diese Aneinanderreihung von Buchstaben zu lesen. Die Freude ist so groß, dass selbst der Text lächeln muss und doch behält er seine seriöse Ausstrahlung bei. Der Text hat diese gewisse innere Spannung, die die Buchstaben an den Augen vorbeigleiten lassen und doch möchte man auf jedem Wort ausruhen. Dieser scheinbare Widerspruch machte den Text unter Texten zu etwa dem, was eine Mona-Lisa unter Bildern ist. Niemand hat je geahnt dass solch ein Text überhaupt existieren könnte. Aber es gab ihn. Mitsamt aller Buchstaben, Wörter und Sätzen sagt er Worte aus, die die Erde erzittern lassen und gleichzeitig doch eine absolute Ruhe ausstrahlten. Ein Text, wie ihn Goethe und Schiller nur als Schatten in ihren Träumen von Ferne sahen. Ein Text, für den eine Zeitungsseite nicht angemessen wäre. Es ist ein Text von eleganter Schönheit und gleichzeitig realitätsnaher Rationalität. Ein Text, der Augen von Lesern geradezu fesselt und Herzen zum erglühen und gleichzeit zum eisigen Erstarren bringen kann. Ein Text, der selbst für Blinde lesbar ist und doch von manchem Sehenden nicht verstanden werden kann. Ein Text, wie er niemals zuvor existierte, ein Text, der das Texten zelebriert. Ein Text, der Sprache neu erfindet indem er versteht, für den Leser das gefühlte Glück neu zu definieren.
Ein Text, der sich nicht selbst schreibt, bei dem es aber so scheint als entstamme der Schreiber dem Text und nicht umgekehrt. Ein Text, der das Unmögliche Möglich macht. Ein Text voller Liebe und ohne Hass. Ein Text mit Power und Einfühlsamkeit. Dieser Text weckt selbst Tote auf und lässt Lebende sterben.
Ein Text, der gefunden werden will. Ein Text, der geschrieben werden will. Ein Text, der vielleicht noch nicht existiert und den es vielleicht nicht gibt. Aber ein Text, über den man schreiben kann. Ein Text, der es mehr verdient als jeder andere Text Text zu heißen. Er wird auch genannt: DER Text.

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Vorsommersonnenbegrüßer

Wie schön kann ein Sonnenstrahl sein, wenn er geeilt durch Millionen und Abermillionen Kilometer schlussendlich den Vorsommersonnenbegrüßer trifft? Sonst nur auf Stein, Holz, Metall und Sonstiges treffend, manchmal einen Grashalm erwischend oder das Blatt eines Baumes erwischend, möchte ich fast vermuten, dass sich der Strahl am wohlsten bei dem Anblick bräunungsbedürftiger Haut fühlt. Hier ist er freudig willkommen, darf sich am Ziel angekommen wärmespendend in den physiobiologischen Kreislauf einfügen und einfach nur zu Hause sein.

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der baumstumpf

in einem wald,
war es sehr kalt
da holte sich ein baumstumpf halt
ein pilzchen her denn er war alt
das pilzchen wärmte ihn so sehr,
da fror der baumstumpf gar nicht mehr.
er schwitze und ihm war zu warm,
das pilzchen machte ihn ganz lahm.
so las er diesem parasiten
einfach mal die leviten
das pilzchen war verwirrt
und ist umhergeirrt.
der baumstumpf war jetzt wieder frei
und dachte sich gar nichts dabei,
doch regen und sturm
und ein beissender wurm
höhlten ihn von innen aus,
dort haust seitdem ne kleine maus.
sie fühlt sich gut und gräbt sich tief
und auch wenn sonst der stumpf schlief
so plagt ihn doch der schmerz jetzt sehr
und das leben ist ihm schwer
die maus die an den wurzeln nagt
hat ihn noch nie so viel geplagt
eine wurzelbehandlung täte ihm gut
doch beim gedanken daran verlässt ihn der mut
so stirbt er leise, sanft und still
obwohl er das noch gar nicht will.